Fünf Planungsbüro-Teams bestehend aus Architekt/innen, Stadtplaner/innen und Landschaftsarchitekt/innen haben im Rahmen des kooperativen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs ihre Entwürfe für die Gestaltung der Orleanshöfe eingereicht. Das Ziel des Wettbewerbverfahrens, das von der Orleanshöfe GmbH & Co. KG ausgelobt und in enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt München durchgeführt wurde, ist die Schaffung der städtebaulichen und freiraumplanerischen Voraussetzungen für die Entwicklung eines attraktiven neuen Wohn- und Büroquartiers auf dem 3,75 ha großen Areal in unmittelbarer Nähe zum Ostbahnhof, München. Trotz der sehr schwierigen Voraussetzungen und zahlreichen Restriktionen sollte ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, bei dem die Wohn-, Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Wohn- und Büronutzungen und in den Freiräumen besonders im Vordergrund steht.
Ein Preisgericht mit der Vorsitzenden Architektin und Stadtplanerin Prof. Karin Schmid und u.a. Stadtbaurätin Frau Prof. Dr. (I) Merk und Vertreter/innen des Stadtrats hat die eingereichten Entwürfe bewertet und die ersten drei Plätze sowie zwei Anerkennungen vergeben. Der Entwurf des Planungsteams bestehend aus Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus, Berlin und Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg wurde dabei mit dem ersten Preis ausgezeichnet und dient als Grundlage für das anschließende Bebauungsplanverfahren. Es ist beabsichtigt, den Entwurf ab 2023 abschnittsweise baulich zu realisieren.
Wettbewerbs- verfahren
09|2019 - 01|2020
Bearbeitungsphase
Wettbewerb mit fünf Planungsbüros
11|2019
Kooperatives Kolloquium:
Präsentation der Entwurfsstände der Teilnehmenden
01|2020
Abgabe der Pläne und Modelle
02|2020
Preisgerichtssitzung
mit Präsentation der Entwürfe durch die Teilnehmenden
01
1.Preis
Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus, Berlin
Urs Kumberger, Verena Schmidt, Johannes Trautmann, Jana Gutge
Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg
Gerko Schröder, Klaus-Peter Lorenz, Johannes Bloch, Katrin Helmbold
“Die Arbeit bildet aus drei Stadtblöcken, die durch 2 Quartiersnischen gegliedert sind, ein städtebaulich stimmiges und dem Stadtteil im Maßstab angemessenes neues Quartier. Durch die gezielten Baukörperversätze und Fugen werden die beiden sehr unterschiedlichen Außenräume „Bahntrasse“ einerseits und „Orleansstraße“ andererseits deutlich aufgewertet. Eine stärkere Differenzierung der beiden Seiten im Hinblick auf Körnigkeit und Höhenentwicklung könnte diskutiert werden.
An der Orleansstraße werden durch die Quartiersnischen lokale Verweil- und Identifikations- räume angeboten und der Straßenraum vom Orleansplatz zum Haidenauplatz gegliedert. Auch der Übergang zur Bestandsbebauung am Ostbahnhof wird im gleichen Duktus ausgebildet.
Entlang des Biotopbands am Gleiskörper werden die Rücksprünge für zusätzlich ökologisch wirksame Retentionsflächen, aber auch für kleinere Gemeinschaftsterrassen genutzt, ohne dass dies zu Lasten der Innenhöfe geht.
Hier und bei den Quartiersnischen werden gezielte Durchblicke auf den Stadtraum Bahntrasse geboten und dessen Qualitäten wie Weite, Ostbelichtung, Zugverkehr erlebbar gemacht. Die Notwendigkeit der gläsernen Schallschutzwand zur Bahn wird sehr kritisch gesehen, da die Plätze schon durch die Orleansstraße Lärmemissionen unterliegen. Es wird angeregt dieses Thema ggf. direkt an den Gebäuden zu lösen. [...]
Das aktive Setzen von Themen zu Fragen des städtischen Zusammenlebens und des Freiraums führt zu einer vielfältigen, lebensfrohen und zugleich (baulich) realisierbaren Gestaltung städtischer und (halb-)privater Flächen.
Der Beitrag zeigt eine Vielzahl zeitgemäßer und absolut relevanter Aspekte und Lösungen, die an die Umsetzung durchaus auch Forderungen stellen.”
Erläuterungstext der Verfassenden (Auszug)
„LESART ALS QUARTIER
Der neue Stadtbaustein wird als eigenständiges Quartier interpretiert. Es entsteht ein zusammenhängendes Gefüge mit besonderer Identität und starker Gemeinschaft. Hierfür werden öffentlich zugängliche Räume für die Quartiersgemeinschaft entstehen, wo sich Nutzungen bündeln und sich die Bewohner*innen treffen können.
KOMMUNIZIERENDE RÄUME
Neben den Quartiersnischen entstehen zudem Räume für die Gemeinschaft, die eine Kommunikation nach Außen, aber auch innerhalb der Quartiersgemeinschaft ermöglichen. Diese Angebote fördern die Gemeinschaft und erzeugen im dichten Kontext Großzügigkeit und Offenheit.“
Previous slide
Next slide
02
2.Preis
steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH, München
Johannes Ernst, Martin Klein, Nina Troll, Sophia Eckert, Felicitas Ober
Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner, München
Franz Damm, Jacob Sailer
“Die außerordentliche Qualität und Funktionalität der konzeptionellen Leitidee liegt in der besonderen Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Ortes, also der Weite des Bahnfeldes und dem Abschluss Haidhausens an der Orleanstraße. Im Kontrast zur gekonnt abschirmenden Bebauung zur Bahn hin werden die Potentiale Ausblick, Licht, Atmosphäre aktiv in die Konzeption integriert.
Die Besonderheit der städtebaulichen Struktur liegt in der Aufnahme der strukturellen Körnung der umgebenden Quartiersbebauung und ihrer gekonnten Überführung in eine dem Ort angemessene neue städtebauliche Form und Figur. Die räumlich gestalterische Qualität zeigt sich durch zunächst in der Frontale wenig wahrnehmbare Verschwenkungen der langen Fassadenabwicklung zur Orleansstraße. Diese Abweichungen aus der Bauflucht resultieren in der perspektivischen Wahrnehmung des Straßenraums von beiden Platzsituationen, Haidenau- und Orleansplatz in einer klaren Untergliederung des Blockes in drei gut wahrnehmbare Baukörper.
Zwei Zäsuren gliedern das neue Ensemble: Durch die Freistellung des Einzelhandels- und Hotelnutzungsbaukörpers vom kombinierten Wohn- und Einzelhandelsblock entsteht im nördlichen Bereich ein als Mobility-Hub genutzter gut proportionierter Platz als Vertiefung von der Orleansstraße. Das dort angebotene Mobilitätskonzept am „Entrée Nord“ wird begrüßt und sollte im Detail vertieft werden. In Verlängerung der Spicherenstraße wird ebenfalls ein durch die Überbauung des Zuganges etwas internerer, gleichwohl öffentlicher Platz mit einer Schauterrasse zum Bahngleis vorgeschlagen. [...]
Insgesamt stellt der Entwurf einen ebenso außergewöhnlichen, wie stadträumlich sehr gut gelösten und funktionalen Beitrag dar.
Erläuterungstext der Verfassenden (Auszug)
„Die städtebauliche Konzeption der neuen Orleanshöfe bezieht sich sowohl auf die historisch gewachsene gründerzeitliche Stadtstruktur Haidhausens als auch auf die Anforderungen der Qualitäten des modernen Lebens. Die Komplettierung der linearen stadträumlichen Leerstelle zur Bahn hin durch eine Besetzung des Blockrandes durch eine etwa 60m tiefe und lineare Hofstruktur, die Ausbildung ablesbarer Häuser sowie die Bildung von Innenhöfen reflektiert die stadträumliche und typologische Vorgabe des baulichen Bestandes. Die sich geometrisch befreienden Öffnungen an den Schnittpunkten der öffentlichen Plätze und Räume (Vernetzung), die Dimensionierung der Höfe (Belichtung), die Öffnungen zur Bahn (Orientierung) führen Qualitäten der Moderne in diese klassische, nahezu gründerzeitliche Raumfigur ein.“
Previous slide
Next slide
03
3.Preis
PALAIS MAI GESELLSCHAFT VON ARCHITEKTEN UND STADTPLANERN, München
Peter Scheller, Patrick von Ridder, Ina-Maria Schmidbauer, Charlotte Meyer, Charlotte Reith, Dorian Cani, Eleonore Ebode
grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb, Freising
Jürgen Huber, Doris Grabner, Sarah Sojka
Fachplaner: Andreas Meier (Müller-BBM GmbH)
“Die Arbeit ist ein gelungener Beitrag, der die Struktur des Franzosenviertels vorbildlich aufnimmt, schlüssig weiterentwickelt und somit einen bemerkenswerten Aufschlag darstellt. Es wird eine städtebauliche Struktur angeboten, die klassische räumliche und architektonische Formen wählt und diese ganz neuartig verbindet. Diese Haltung prägt sowohl die sehr sympathischen, städtischen Fassaden ebenso wie die Folge von Höfen, die eine Reihung von simplen Rechteckhöfen vermeidet. Es entsteht eine interessante Raumfolge aus in sich geschlossenen und aus halboffenen Höfen, die auch gegensätzliche Charaktere haben. So folgen den gepflasterten Höfen fast dschungelähnliche ruhige Grünstrukturen. Die Erschließung des Wohnteils über die drei kleinen Zugänge zu den Hofhäusern gibt dem Quartier einen etwas hermetisch wirkenden Eindruck, der im Gegensatz zu der freundlichen Ausstrahlung des Gesamtentwurfs steht.
Die Hofstruktur ist an sich konsequent ausgebildet, dennoch bleiben Widersprüche. Während man erwarten würde, dass die drei formal anspruchsvoll gestalteten Hofhäuser als Verteiler zu den weiteren Höfen fungieren würden, stellt man fest, dass doch die Eingänge zu den Treppenhäusern der weiteren Höfe jeweils von Außen betreten werden. Im Fall der zur Eisen- bahn liegenden Häuser sogar über eine Arkade, die hier schwer vorstellbar ist und schwierig ist in Bezug auf die Abgrenzung zum Biotop. [...]
Insgesamt eine Arbeit, die einen sehr spezifischen und interessanten Weg einschlägt und für das Wohnen ein hohes Maß an Atmosphäre verspricht, jedoch hinsichtlich Wohntypologie, Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit viele Fragen offen lässt.”
Previous slide
Next slide
Anerkennung
Oester Pfenninger Architekten AG, Zürich CH
Reto Pfenninger, Andreas Weiz, Pablo Baumann, Michael Pfister, Tim Simonet, Denise Ulrich